Vor 5.700 Jahren saß in Dänemark im Süden der Insel Lolland, dort wo sich heute der Ort Rødby befindet, eine junge Frau in einem Wald und kaute auf einem Klumpen Birkenpech. So könnte es zumindest gewesen sein. Heute befindet sich an dieser Stelle die Baustelle für den Fehmarnbelt-Tunnel. Der Klumpen Birkenpech wurde dort im Zusammenhang mit den Bauarbeiten für den Tunnel im Jahr 2018 gefunden, und sorgte damit für eine Attraktion.
Steinzeit-Frau auf Lolland
Forscher der Universität Kopenhagen extrahierten aus dem Steinzeit-Kaugummi DNA und bekamen ein detailliertes Bild von der Person, die das Birkenpech gekaut hat: ihres Aussehens, ihrer Ernährung, ihrer Gesundheit. In einer wissenschaftlichen Veröffentlichung im Dezember 2019 beschreiben sie eine junge Frau mit dunkler Haut und blauen Augen. Sie bekam, in Anlehnung an den Fundort des Kaugummis, den Namen Lola.

Eine junge Frau mit blauen Augen und dunkler Haut hatte vor 5700 Jahren auf einem Stück Birkenpech gekaut, das bei Arbeiten für den Fehmarn-Tunnel gefunden wurde. – Foto: Tom Björklund
Erfolg der Ausstellung LOLA!
Im Frühjahr 2020 eröffnete auf Lolland das Stiftsmuseum (Stiftsmuseet) in Maribo seine erste Ausstellung LOLA!. Die Ausstellung wurde sofort ein Erfolg und zog mehr als 8.000 Besuchende an – mehr als acht mal so viele wie im gesamten Jahr zuvor das Museum besucht hatten.
Neue Exponate im Museum
Es lohnt sich, die Ausstellung öfter zu besuchen. “Als wir ganz am Anfang die ersten Fördermittel für unsere Ausstellung beantragten, legten wir fest, dass es eine Ausstellung sein sollte, die sich laufend verändert. Sie soll in Bewegung bleiben und neuen Fundstücken Platz machen. Sie soll außerdem neue Forschung vermitteln“, sagte Marie Brinch, Museumsleiterin des Museums Lolland-Falster, zu dem das Stiftsmuseum gehört, in einem Interview in TV2Øst.
Die lange Coronapause nutzte das Museum für Ausbauarbeiten. Jetzt wurde das Museum samt der Ausstellung LOLA! am 21. April wieder für Besucher geöffnet.
Lolland in der Steinzeit
In der Ausstellung LOLA! wird die Steinzeitlandschaft erlebbar gemacht, so wie sie vor 6000 Jahren in der Region ausgesehen haben mag. Dort treffen die Besucher das Steinzeitmädchen Lola und folgt auf ihren Spuren durch eine Welt, die sich ständig verändert: vom Urwald der Jäger bis zu den Ackkern der Bauern.
Fehmarn-Belt-Tunnel und Archäologie
Es werden auch Funde gezeigt, die im Zusammenhang mit den archäologischen Untersuchungen für den Bau des Fehmarnbelt-Tunnels ausgegraben wurden. Die Ausgrabungen am Hafen von Rødby alleine hatten mehr als 300.000 Steinzeitfunde zu Tage gebracht. Es sind Gegenstände aus Knochen, Holz und Pflanzenfasern, die seit Tausenden von Jahren im sauerstoffarmen und feuchten Boden eingekapselt waren und so erhalten geblieben sind.
Rekonstruktion aus DNA
Die „Rekonstruktion“ von Lola durch DNA in einem 5700 Jahre altem Stück Birkenpech, sorgte Ende 2019 auch international für viel Aufsehen. Der Forscher Theis Jensen und seine Kollegen von der Universität Kopenhagen hatten ihre Entdeckungen da veröffentlicht. Birkenpech wurde in der Steinzeit für verschiedene Dinge, genutzt, etwa als Klebe- und Dichtungsmasse für Werkzeuge. Es war in der Steinzeit vermutlich aber auch als eine Art Kaugummi genutzt werden, vielleicht auch aus schmerzlindernden Gründen, da eines der Hauptbestandteile des Birkenpech, Betulin, antiseptische Eigenschaften hat.
Steinzeit-Mädchen aß Ente
Das Ergebnis zeigte nicht nur, dass dieses Stück Birkenpech von einer weiblichen Person mit blauen Augen, dunklen Haaren und dunkler Haut gekaut worden war. Das Birkenpech-Kaugummi enthielt nämlich nicht nur menschliche DNA. Die Forscher extrahierten aus der Masse auch Genmaterial von Pflanzen und Tieren, das unter anderem von Haselnuss und Stockente stammte. Hier könnte es sich möglicherweise um Rückstände einer Mahlzeit der Steinzeit-Frau gehandelt haben.
Foto: Stiftsmuseum Maribo (Museum), Tom Björklund (Lola)
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