Das deutsch-dänische Grenzland, wie die Region zwischen Deutschland und Dänemark genannt wird, ist in Deutschland jetzt als „immaterielles Kulturerbe“ anerkannt worden. Das haben die deutsche UNESCO-Kommission und die Kultusministerkonferenz mitgeteilt. „Das Expertenkomitee würdigt diesen Vorschlag als beispielhaft für ein friedliches Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen in Grenzgebieten“, heißt es in einem Schreiben der deutschen UNESCO an die Verbände Sydslesvigsk Forening (SSF) und Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN).
Antrag wurde Anfang des Jahres in beiden Ländern gestellt
Die beiden Organisationen, die jeweils die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein und die deutsche Minderheit in Süddänemark vertreten, hatten gemeinsam Anfang 2018 in Deutschland und in Dänemark beantragt, das Zusammenleben von Mehrheiten und Minderheiten in der deutsch-dänischen Grenzregion als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen. Es wird nun als „gutes Praxisbeispiel“, wie eine Bewertungskategorie bei der UNESCO heißt, in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Grenzverlauf wurde 1920 durch Volksabstimmung entschieden
Bis 1864 war die Geschichte des heutigen Kreises Nordfriesland als Teil des Herzogtums Schleswig eng mit dem Königreich Dänemark verbunden. Der heutige Grenzverlauf zwischen Dänemark und Deutschland wurde 1920 durch Volksabstimmung entschieden und teilte das ehemalige Herzogtum: Nördlich der Grenze liegt das heutige Nordschleswig, südlich der Grenze Südschleswig. Seither ist die Region die Heimat der deutschen Minderheit in Dänemark und der dänischen Minderheit in Deutschland. Die dänische Minderheit im Landesteil Schleswig umfasst ca. 50.000 Menschen, die sich zu ihr bekennen. In Dänemark leben in Nordschleswig bzw. in dem Gebiet des früheren Amtes Soenderjylland etwa 15.000 Menschen, die sich zur deutschen Volksgruppe zählen. Insgesamt werden fünf Sprachen in der Region gesprochen: dänisch und sønderjysk, hochdeutsch, plattdeutsch und friesisch.
In Dänemark ist deutsch-dänisches Grenzland bereits nationales UNESCO-Kulturerbe
„Wir freuen uns enorm. Mit dem Minderheitenmodell im deutsch-dänischen Grenzland haben wir etwas erreicht, das sich wirklich sehen lassen kann. Es ist unseren Vorfahren gelungen, eine Kluft zu überwinden, die in vielen anderen Teilen Europas und der Welt unüberwindlich erscheint. Der Kulturerbe-Status schafft Aufmerksamkeit dafür, dass so etwas möglich ist“, erklärt der Vorsitzende des kulturellen Hauptverbands der dänischen Minderheit, SSF, Jon Hardon-Hansen.
Friedliches Zusammenleben ist keine Selbstverständlichkeit
Der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen ergänzt: „Unser friedliches und konstruktives Zusammenleben ist in den letzten vielen Jahrzehnten stetig gewachsen und lässt die gewaltsamen und unversöhnlichen Konflikte früherer Zeiten für jüngere Generationen unwirklich erscheinen. Deshalb ist es immer wieder wichtig daran zu erinnern, wo wir herkommen und dass dies keine Selbstverständlichkeit ist. Mit dem Kulturerbestatus bekommen wir nochmals Rückenwind, um die Pflege unserer kulturellen Vielfalt auch in kommenden Generationen zu sichern.“ Der Status des immateriellen Kulturerbes schützt besondere „kulturelle Ausdrucksformen“. Seit 2014 ist bereits die friesische Tradition des Biikebrennens in Deutschland als immaterielles Kulturerbe anerkannt.
Internationale Anerkennung als Kulturerbe angestrebt
Der SSF und der BDN hoffen nun, dass die Regierungen in Deutschland und Dänemark gemeinsam einen Schritt weiter gehen und das nationale immaterielle Kulturerbe bei der UNESCO zur internationalen Anerkennung vorlegen werden.
Foto: Hafen von Sønderborg/Sønderborg Kommune
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