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Zusammenleben der deutsch-dänischen Minderheiten als Kulturerbe nominiert

von Iris Uellendahl
In Sønderborg lebt eine aktive deutsche Minderheit.

Eigentlich sollte es bereits am 14. März geschehen sein, doch die Corona-Epidemie machte dem Treffen der Kulturminister einen Strich durch die Rechnung. Jetzt haben Deutschland und Dänemark am 31. März, am letztmöglichen Abgabetermin, einen gemeinsamen Antrag bei der Unesco zur Aufnahme des Grenzlandes als Unesco-Kulturerbe eingereicht.

Modell der friedlichen Koexistenz

Mit der Bewerbung soll das friedliche Zusammenleben der Menschen in dieser Region mit jeweils deutschen und dänischen Minderheiten gewürdigt werden. Das Modell gilt international als Vorbild friedlicher Koexistenz. Mit einer Entscheidung kann erst Ende 2021 gerechnet werden. Im Dezember 2018 war die deutsch-dänische Grenzregion von der deutschen Unesco-Kommission als immaterielles Kulturerbe anerkannt worden. Die aktuelle Bewerbung ist für Dänemark die erste Bewerbung bei der Unesco für ein immaterielles Kulturerbe.

Minderheiten durch Grenzziehung 1920

Der Grenzverlauf wie wir ihn heute kennen wurde 1920 durch eine Volksabstimmung entschieden. Seitdem lebt im dänischen Nordschleswig eine deutsche Minderheit, die heute etwa 15.000 Mitglieder umfasst. Auf der deutschen Seite existiert eine dänische Minderheit in der Region, die als Südschleswig bezeichnet wird, und der sich rund 50.000 Menschen zugehörig fühlen. Die Minderheiten unterhalten auf beiden Seiten eigene Kindergärten, Schulen und Büchereien, betreiben kirchliche und soziale Arbeit, geben eine eigene Tageszeitung heraus und bieten in Vereinen sportliche und kulturelle Aktivitäten an.

Eine Modellregion für das Miteinander

„Das Zusammenleben im deutsch-dänischen Grenzland ist eine Erfolgsgeschichte. Denn hier ist eine Modellregion für das Miteinander entstanden. Die Kraft der Kultur hat entscheidend dazu beigetragen, dass Grenzen in dieser Region nicht mehr trennen, sondern verbinden”, sagt Kultur-Staatsministerin Michelle Müntefering.

Dem schließt sich die dänische Kulturministerin Joy Mogensen an. „Das deutsch-dänische Grenzland ist ein einzigartiges Beispiel für das friedliche Zusammenleben der Bevölkerung zweier Länder, veränderter Grenzziehungen zum Trotz“, so Joy Mogensen.

Sprachliche und kulturelle Vielfalt konnte bewahrt werden

Gitte Hougaard-Werner ist Vorsitzende des Vereines Sydslesvigsk Forening der dänischen Minderheit in Deutschland. „Die Nominierung ist ein großer Schritt für die gesamte Region und für Dänemark und Deutschland. Nach bedauerlichen Jahren mit Kriegen und Konflikten im Grenzland ist es uns gelungen, eine Kluft zu überwinden, die noch vor wenigen Jahren unüberwindbar schien. Wir haben es geschafft, uns von Feindschaft zu Freundschaft zu bewegen – und haben dabei die sprachliche und kulturelle Vielfalt bewahren können“, freut sie sich über die Nominierung.

Vielfalt für kommende Generationen sichern

„Das friedliche Zusammenleben zwischen Minderheiten und Mehrheitsbevölkerungen ist in den letzten Jahrzehnten zusätzlich gewachsen. Die Unesco-Nominierung wird uns darin stärken, die kulturelle Vielfalt auch für kommende Generationen zu sichern“, betont Hinrich Jürgensen, der Vorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger für die deutsche Minderheit in Dänemark. Er hofft, dass andere Grenzregionen auf das deutsch-dänische Modell aufmerksam werden und davon lernen können, wie Minderheiten und Mehrheitsbevölkerungen friedlich zusammenleben können.

Deutsch-dänisches Freundschaftsjahr 2020

Die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, Karin Prien erinnert daran, dass 2020 ein Jubiläumsjahr ist, in dem Deutschland und Dänemark zusammen unter dem Motto ‚Gemeinsam über Grenzen‘ feiern und damit an die historische Volksabstimmung von 1920 erinnern.

Traditionen geben Identität

Zum Immateriellen Kulturerbe zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken.  Das immaterielle Kulturerbe muss nachweisbar gelebt werden und für die Gemeinschaft identitätsstiftend sein.

Unesco unterstützt seit 2003 Kulturformen

Die Unesco unterstützt seit 2003 den Schutz, die Dokumentation und den Erhalt dieser Kulturformen. Derzeit werden insgesamt 549 Bräuche, Darstellungskünste, Handwerkstechniken und Naturwissen aus aller Welt auf diesen Listen geführt. Aus Deutschland ist unter anderem das Modell und der Idee der Genossenschaften anerkannt, die Tanzform Rumba aus Kuba, sowie die traditionelle chinesische Medizin oder die italienische Geigenbaukunst gehören dazu.

Bis heute sind 178 Staaten dem Unesco-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes beigetreten. Deutschland ist seit 2013 Vertragsstaat.

Foto: In Sønderborg lebt eine aktive deutsche Minderheit / Iris Uellendahl

 

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